Dein Smartphone weiß mehr über dich als du denkst: Diese Google-Funktion solltest du sofort überprüfen

Die meisten von uns nutzen Google Maps täglich, ohne groß darüber nachzudenken, welche Informationen die App im Hintergrund sammelt. Dabei kann der Kartendienst jeden Schritt, jede Autofahrt und jeden besuchten Ort aufzeichnen – eine Funktion, die Google als Timeline oder auf Deutsch Zeitachse bezeichnet. Entgegen der weitverbreiteten Annahme ist Timeline opt-in, muss also vom Nutzer bewusst eingeschaltet werden. Was vielen dennoch nicht klar ist: Sobald die Funktion aktiv ist, werden diese Standortdaten nicht nur gespeichert, sondern auch analysiert, um das Nutzererlebnis zu personalisieren.

Was genau macht die Timeline-Funktion in Google Maps?

Die Zeitachse ist im Grunde ein detailliertes Bewegungsprofil deines Alltags. Sobald du die Funktion aktiviert hast, protokolliert Google Maps nicht nur, welche Orte du besucht hast, sondern auch wann, wie lange du dort warst und mit welchem Verkehrsmittel du dich fortbewegt hast. Die App erkennt automatisch, ob du zu Fuß unterwegs warst, mit dem Auto gefahren oder die Bahn genommen hast. Diese Informationen werden dann auf einer Karte visualisiert und chronologisch aufgelistet.

Auf den ersten Blick klingt das nach einem praktischen Feature – und das ist es auch in gewisser Weise. Du kannst beispielsweise nachschauen, wann du das letzte Mal in diesem einen Restaurant warst, dessen Namen du vergessen hast, oder wie oft du im letzten Monat ins Fitnessstudio gegangen bist. Für manche Nutzer wird die Timeline sogar zu einer Art digitalem Tagebuch.

Wozu verwendet Google diese Standortdaten?

Google nutzt die gesammelten Standortinformationen nicht nur, um dir deine persönliche Bewegungshistorie anzuzeigen. Die Daten fließen in verschiedene Dienste ein und verbessern angeblich die Qualität der Google-Produkte. Wenn du nach einem Restaurant suchst, bevorzugt Google solche in deiner Nähe oder in Gegenden, die du häufig besuchst. Durch die Bewegungsdaten aller Nutzer kann der Konzern Staus und Verkehrsfluss in Echtzeit berechnen. Die App schlägt dir außerdem Orte vor, die zu deinen bisherigen Präferenzen passen könnten.

Diese Personalisierung hat durchaus ihre Vorteile im Alltag. Wenn du regelmäßig denselben Weg zur Arbeit nimmst, kann dir Google Maps automatisch Alternativrouten bei Verkehrsproblemen vorschlagen. Die App lernt deine Gewohnheiten kennen und passt sich entsprechend an. Gleichzeitig bedeutet das aber auch, dass ein ziemlich genaues Profil deines Verhaltens entsteht.

Wie kannst du auf deine gespeicherten Standortdaten zugreifen?

Falls du die Timeline-Funktion aktiviert hast und sehen möchtest, welche Bewegungsdaten gespeichert wurden, ist der Zugriff denkbar einfach. Öffne die Google Maps App auf deinem Smartphone und tippe auf dein Profilbild in der oberen rechten Ecke. Dort findest du den Menüpunkt Deine Zeitachse oder Your Timeline. Beachte allerdings, dass die Webversion seit Dezember 2024 abgeschafft wurde – du kannst deine Zeitachse nur noch über die mobile App einsehen.

Was du dort siehst, kann durchaus überraschend sein. Die Detailtiefe ist beeindruckend – manchmal fast schon beängstigend. Du kannst nach Tagen, Monaten oder sogar Jahren filtern und dir anzeigen lassen, wo du zu bestimmten Zeiten warst. Jeder gespeicherte Ort lässt sich anklicken und zeigt weitere Details wie Fotos, die du dort gemacht hast, oder wie oft du diesen Ort bereits besucht hast.

So deaktivierst du den Standortverlauf

Wenn dir beim Anblick deiner gespeicherten Daten mulmig wird oder du die Funktion gar nicht erst aktivieren möchtest, gibt es gute Nachrichten: Du hast die volle Kontrolle über diese Funktion. Google erlaubt es dir, den Standortverlauf komplett zu deaktivieren oder nur teilweise anzupassen.

Deaktivierung auf dem Smartphone

Öffne die Google Maps App und tippe auf dein Profilbild. Wähle Einstellungen und dann Standorteinstellungen oder direkt Standortverlauf. Dort siehst du einen Schieberegler, mit dem du die Funktion für dein Gerät oder deinen gesamten Google-Account deaktivieren kannst. Beachte, dass die Deaktivierung nur für die Zukunft gilt – bereits gespeicherte Daten bleiben erhalten, bis du sie manuell löschst.

Verwaltung über den Browser

Am Computer rufst du die Seite myactivity.google.com auf und navigierst zu Aktivitätseinstellungen. Dort findest du die Option Standortverlauf, die du pausieren oder vollständig deaktivieren kannst. Diese Methode bietet oft eine übersichtlichere Darstellung aller datenschutzrelevanten Einstellungen deines Google-Kontos.

Standortdaten gezielt löschen

Möchtest du nicht die komplette Funktion deaktivieren, sondern nur bestimmte Daten entfernen? Auch das ist möglich. In der Timeline kannst du einzelne Tage, bestimmte Orte oder ganze Zeiträume aus deiner Historie löschen. Tippe dazu einfach auf den gewünschten Tag oder Ort, öffne das Menü und wähle Aus Zeitachse entfernen oder Tag löschen.

Eine radikalere Option ist die automatische Löschung. Google bietet mittlerweile die Möglichkeit, Standortdaten automatisch nach 3, 18 oder 36 Monaten löschen zu lassen. Der Standardwert liegt bei drei Monaten. Diese Einstellung findest du ebenfalls in den Aktivitätseinstellungen unter Automatisch löschen. So behältst du den praktischen Nutzen der Funktion, ohne dass sich über Jahre hinweg ein komplettes Bewegungsprofil ansammelt.

Was du außerdem beachten solltest

Ein häufiges Missverständnis: Viele Nutzer denken, dass die Deaktivierung des Standortverlaufs bedeutet, dass Google überhaupt keine Standortdaten mehr sammelt. Das stimmt nicht ganz. Es gibt noch andere Einstellungen, die ebenfalls Standortinformationen speichern, zum Beispiel die Web- und App-Aktivitäten. Wenn du wirklich keine Standortdaten speichern möchtest, solltest du auch dort einen Blick reinwerfen und prüfen, ob diese Funktion bei dir aktiviert ist.

Außerdem ist wichtig zu wissen: Selbst wenn du den Standortverlauf deaktivierst, nutzt Google weiterhin deinen aktuellen Standort für bestimmte Dienste – etwa um dir lokale Suchergebnisse oder Wetterdaten anzuzeigen. Der Unterschied liegt darin, dass diese Informationen nicht in deiner persönlichen Timeline gespeichert werden.

Die Abwägung zwischen Komfort und Privatsphäre

Die Timeline-Funktion ist ein typisches Beispiel für den Zielkonflikt zwischen Komfort und Datenschutz. Einerseits kann es praktisch sein, nachvollziehen zu können, wo man vor zwei Wochen geparkt war oder welches Café man neulich entdeckt hat. Andererseits sammelt Google damit ein erschreckend detailliertes Profil deiner Gewohnheiten, Vorlieben und Routinen.

Die Entscheidung, ob du diese Funktion nutzen möchtest, liegt letztlich bei dir. Wichtig ist nur, dass du überhaupt weißt, dass sie existiert und dass sie bewusst aktiviert werden muss. Viele Nutzer gehen davon aus, dass die Funktion automatisch läuft, dabei hast du von Anfang an die Wahl.

Falls du dich gegen die Nutzung entscheidest oder sie nachträglich deaktivierst, verlierst du zwar einige personalisierte Features, gewinnst aber ein deutlich besseres Gefühl in Sachen Privatsphäre. Und seien wir ehrlich: Die meisten von uns kommen auch ohne digitales Bewegungstagebuch ganz gut durchs Leben. Die regelmäßige Überprüfung deiner Google-Einstellungen sollte ohnehin zur digitalen Routine gehören – ähnlich wie das Aufräumen des Browsers oder das Aktualisieren von Apps. Deine Daten, deine Kontrolle.

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