Wer kennt es nicht: Man teilt einen persönlichen Moment auf Facebook, ein Familienfoto oder eine Meinung zu einem heiklen Thema – und plötzlich stellt man fest, dass nicht nur die engsten Freunde, sondern die komplette Internetgemeinde mitlesen kann. Dieser Albtraum wird für Facebook-Nutzer häufiger Realität, als man denkt. Der Grund? Eine winzige Einstellung bei den Datenschutzoptionen, die viele übersehen oder falsch setzen: die Zielgruppenauswahl beim Posten. Besonders brisant wird das Ganze seit Mai 2025, denn Meta nutzt öffentliche Inhalte mittlerweile zum Training seiner Künstlichen Intelligenz.
Warum dieser Fehler so häufig passiert
Facebook hat im Laufe der Jahre seine Benutzeroberfläche mehrfach überarbeitet, und dabei sind die Privatsphäre-Einstellungen nicht unbedingt intuitiver geworden. Das kleine Symbol neben dem „Posten“-Button – oft ein Globus, zwei Personen oder ein Schloss – entscheidet darüber, wer eure Inhalte sehen kann. Doch viele Nutzer übersehen dieses Detail komplett oder verstehen nicht, welche Tragweite diese Auswahl hat.
Besonders tückisch: Facebook merkt sich eure letzte Einstellung. Habt ihr einmal „Öffentlich“ gewählt, weil ihr etwa eine Veranstaltung bewerben wolltet, bleibt diese Einstellung aktiv – auch beim nächsten privaten Post. Genau hier liegt das Problem: Aus Gewohnheit klicken viele einfach auf „Posten“, ohne einen zweiten Blick auf die Zielgruppe zu werfen. So landen plötzlich private Urlaubsfotos oder persönliche Gedanken im öffentlichen Raum des Internets.
Die verschiedenen Zielgruppenoptionen verstehen
Facebook bietet mehrere Abstufungen der Sichtbarkeit. Die Option Öffentlich bedeutet, dass jeder Internetnutzer weltweit euren Beitrag sehen kann – auch ohne Facebook-Konto über Suchmaschinen. Seit Mai 2025 fließen diese öffentlichen Inhalte zudem in die KI-Systeme von Meta ein. Bei Freunde haben nur eure bestätigten Facebook-Freunde Zugriff. Mit Freunde außer… könnt ihr gezielt einzelne Personen ausschließen, während Bestimmte Freunde nur ausgewählten Kontakten den Beitrag zeigt. Die Option Nur ich funktioniert wie eine private Notiz, und mit Benutzerdefiniert legt ihr detailliert fest, wer was sehen darf.
Die Unterschiede mögen subtil erscheinen, doch sie haben enorme Auswirkungen auf eure digitale Privatsphäre. Ein als „Öffentlich“ markierter Post kann theoretisch von Millionen Menschen gesehen, geteilt und kommentiert werden – auch von eurem Chef, zukünftigen Arbeitgebern oder Menschen, die ihr lieber nicht in eurem Privatleben hättet.
So überprüft ihr eure Standard-Zielgruppe
Der erste Schritt zur Schadensbegrenzung ist die Kontrolle eurer Standardeinstellung. In den Facebook-Einstellungen könnt ihr festlegen, welche Zielgruppe automatisch vorausgewählt sein soll. Navigiert dazu zu den „Einstellungen und Privatsphäre“, dann zu „Einstellungen“ und sucht nach dem Bereich „Privatsphäre“. Dort findet ihr die Option „Wer kann deine zukünftigen Beiträge sehen?“.
Setzt diese Einstellung auf „Freunde“ als sicheren Standard. Das verhindert, dass ihr versehentlich etwas öffentlich postet. Wenn ihr dann doch mal einen öffentlichen Beitrag teilen wollt, könnt ihr das immer noch manuell beim Erstellen des Posts ändern. Diese Reihenfolge ist deutlich sicherer als andersherum und schützt euch vor bösen Überraschungen.
Bereits geteilte Beiträge nachträglich anpassen
Die gute Nachricht: Selbst wenn der Fehler bereits passiert ist, könnt ihr die Sichtbarkeit nachträglich ändern. Geht dazu auf euer Profil und sucht den betreffenden Beitrag. Oben rechts beim Beitrag findet ihr drei Punkte – das Menüsymbol. Klickt darauf und wählt „Zielgruppe bearbeiten“. Hier könnt ihr die Sichtbarkeit einschränken und beispielsweise von „Öffentlich“ auf „Freunde“ ändern.
Allerdings gibt es einen Haken: Was einmal im Netz war, kann bereits gespeichert, geteilt oder als Screenshot weiterverbreitet worden sein. Die Änderung schützt also nur vor weiteren Zugriffen, macht aber nicht rückgängig, was möglicherweise schon passiert ist. Deshalb ist Prävention hier eindeutig der bessere Weg.
Das Aktivitätenprotokoll als Rettungsanker
Facebook bietet ein mächtiges Werkzeug, das viele Nutzer nicht kennen: das Aktivitätenprotokoll. Hier seht ihr chronologisch alle eure Aktivitäten auf der Plattform – inklusive der Sichtbarkeitseinstellungen jedes einzelnen Beitrags. Ihr erreicht es über euer Profil, indem ihr auf „Aktivitätenprotokoll verwalten“ klickt.
Besonders praktisch: Im Filter-Menü könnt ihr gezielt nach öffentlichen Beiträgen suchen. So seht ihr auf einen Blick, welche eurer Inhalte für jedermann sichtbar sind und womöglich bereits von Metas KI-Systemen verarbeitet wurden. Diese könnt ihr dann Beitrag für Beitrag durchgehen und die Zielgruppe anpassen. Zugegeben, bei jahrelanger Facebook-Nutzung kann das zeitaufwändig sein – aber es lohnt sich definitiv für eure digitale Privatsphäre.

Vorsicht bei mobilen Apps
Die Facebook-App auf Smartphones hat ihre eigenen Tücken. Das Zielgruppen-Symbol ist hier oft noch kleiner und leichter zu übersehen. Zudem unterscheidet sich die Bedienung zwischen iOS und Android teilweise. Ein weiterer Stolperstein: Beim schnellen Scrollen durch den Feed kann man versehentlich Einstellungen antippen, ohne es zu merken.
Entwickelt eine Routine. Bevor ihr auf „Posten“ drückt, macht bewusst den Zielgruppen-Check. Fragt euch: „Will ich wirklich, dass das die ganze Welt sieht – und dass Meta diese Daten für seine KI verwendet?“ Diese Gewohnheit dauert nur eine Sekunde, kann euch aber viel Ärger ersparen. Gerade bei sensiblen Themen oder privaten Momenten ist dieser kurze Moment der Überprüfung Gold wert.
Besondere Risiken bei Fotos und Standorten
Öffentliche Posts werden besonders problematisch, wenn sie Fotos mit Metadaten, Standortinformationen oder andere Personen enthalten. Ein öffentlich geteiltes Foto vom Familienurlaub verrät nicht nur, dass ihr gerade nicht zu Hause seid, sondern zeigt möglicherweise auch eure Kinder oder Partner – deren Privatsphäre ihr ebenfalls schützen solltet.
Facebook hat Zugriff auf die Metadaten eurer Fotos und kann Informationen wie Zeitpunkt, Standort oder das verwendete Gerät auslesen. Die Plattform kann zudem den Standort eures Handys orten und weiß somit, wo ihr euch aufhaltet. Bei öffentlichen Beiträgen werden all diese Informationen Teil des digitalen Fußabdrucks, den ihr hinterlasst – und potentiell Teil der Trainingsdaten für Künstliche Intelligenz.
Die „Freunde von Freunden“-Falle
Ein oft unterschätztes Risiko ist die Einstellung „Freunde von Freunden“. Das klingt erstmal harmlos und nach einer überschaubaren Gruppe. Doch rechnet mal nach: Habt ihr 300 Freunde und jeder davon hat ebenfalls 300 Freunde, sind das theoretisch 90.000 Menschen, die euren Beitrag sehen könnten. Das ist praktisch schon öffentlich.
Diese Einstellung kann sinnvoll sein, wenn ihr beispielsweise nach Empfehlungen für einen Handwerker in eurer Stadt sucht. Für persönliche Inhalte ist sie allerdings viel zu weitreichend und bietet kaum mehr Schutz als eine komplett öffentliche Veröffentlichung.
Was tun, wenn es zu spät ist
Falls ihr feststellt, dass sensible Inhalte öffentlich sichtbar waren, handelt schnell. Ändert sofort die Zielgruppe des Beitrags über das Aktivitätenprotokoll. Bei besonders kritischen Fällen – etwa kompromittierenden Fotos oder Informationen, die euch beruflich schaden könnten – solltet ihr den Beitrag komplett löschen.
Kontaktiert auch Freunde, die den Beitrag möglicherweise geteilt haben, und bittet sie, ihre geteilte Version ebenfalls zu entfernen. In extremen Fällen könnt ihr über Facebooks Meldefunktion auch um Unterstützung bitten, wenn Dritte eure Inhalte missbräuchlich verwenden. Je schneller ihr reagiert, desto geringer ist der potentielle Schaden.
Der Widerspruch gegen KI-Training
Seit dem 27. Mai 2025 verwendet Meta öffentlich gepostete Inhalte in der EU zum Trainieren seiner Künstlichen Intelligenz. Auch wenn bereits Daten von euch in die KI geflossen sein könnten, habt ihr die Möglichkeit, für die Zukunft zu widersprechen. Diese Option findet ihr in den Datenschutzeinstellungen unter dem Bereich zur Datenverwendung.
Bedenkt dabei: Der Widerspruch schützt nur zukünftige Nutzungen. Was bereits öffentlich war und von der KI verarbeitet wurde, lässt sich nicht mehr vollständig zurückholen. Auch dies ist ein starkes Argument dafür, die Sichtbarkeit eurer Beiträge von Anfang an auf „Freunde“ zu beschränken und öffentliche Posts nur dann zu verwenden, wenn es wirklich notwendig ist.
Die Kontrolle über die Sichtbarkeit eurer Facebook-Beiträge liegt letztlich in euren Händen. Die Plattform gibt euch alle Werkzeuge – ihr müsst sie nur bewusst einsetzen. Ein aufmerksamer Umgang mit den Zielgruppeneinstellungen schützt nicht nur eure Privatsphäre, sondern auch die der Menschen in eurem Leben. Macht den Zielgruppen-Check zur Gewohnheit, dann passieren solche Pannen gar nicht erst. Nutzt das Privacy-Center regelmäßig, überprüft eure alten Beiträge im Aktivitätenprotokoll und setzt eure Standardeinstellung auf „Freunde“. So behaltet ihr die Kontrolle darüber, wer wirklich Einblick in euer digitales Leben bekommt.
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