Diese Zuckerfalle übersehen fast alle Eltern: Was auf der Maisdose wirklich steht

Wer kennt das nicht: Man steht im Supermarkt, möchte seinen Kindern etwas Gesundes bieten und greift zur Dose mit süßem Mais. Gemüse ist schließlich gesund, denken viele Eltern. Doch ein genauer Blick auf die Nährwertangaben offenbart ein Problem, das vielen Verbrauchern gar nicht bewusst ist: Die angegebenen Portionsgrößen haben oft wenig mit der Realität zu tun – und das kann dazu führen, dass Kinder deutlich mehr Zucker aufnehmen, als Eltern vermuten.

Das Spiel mit den Portionsgrößen: Klein gerechnet, groß gegessen

Auf den ersten Blick wirken die Nährwertangaben bei süßem Mais aus der Dose oft harmlos. Die Zuckermenge pro Portion erscheint überschaubar, manchmal sind es nur wenige Gramm. Was viele nicht wissen: Diese Angaben beziehen sich häufig auf Portionsgrößen, die in der Praxis kaum jemand einhält. Während auf der Verpackung von 50 oder 75 Gramm die Rede ist, landet auf dem Kinderteller oft das Doppelte oder sogar Dreifache dieser Menge.

Eine bundesweite Verbraucherbefragung bestätigt dieses Phänomen: Die tatsächlichen Portionsgrößen, die Verbraucher zu sich nehmen, liegen bei vielen Produkten deutlich über den Herstellerangaben. Das Problem verschärft sich besonders bei Produkten, die speziell für Kinder vermarktet werden oder als praktische Beilage gelten. Süßer Mais wird gerne als Snack zwischendurch gegessen, als Beilage zum Mittagessen oder in Salaten verwendet. Gerade Kinder greifen bei diesem leicht süßlichen Gemüse gerne zu – und Eltern lassen sie gewähren, weil sie davon ausgehen, dass Gemüse grundsätzlich unbedenklich ist.

Warum süßer Mais mehr Zucker enthält, als man denkt

Süßer Mais unterscheidet sich von anderen Gemüsesorten durch seinen natürlich höheren Zuckergehalt. Je nach Sorte und Verarbeitung kann dieser zwischen 5 und 10 Gramm pro 100 Gramm liegen. Das klingt zunächst nicht dramatisch, doch die Rechnung ändert sich, sobald realistische Verzehrmengen berücksichtigt werden.

Ein durchschnittliches Kind isst bei einer Mahlzeit leicht 150 bis 200 Gramm Mais – besonders dann, wenn das Produkt als Hauptbestandteil eines Gerichts serviert wird. Bei 200 Gramm können schnell 10 bis 20 Gramm Zucker zusammenkommen. Zum Vergleich: Die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt für Kinder eine Tageszufuhr an freiem Zucker von maximal 25 Gramm. Rechnet man versteckte Zucker aus anderen Lebensmitteln hinzu, wird deutlich, wie schnell diese Grenze überschritten wird.

Die Kunst der Nährwerttabelle: Was Hersteller nicht laut sagen

Hersteller sind gesetzlich verpflichtet, Nährwertangaben zu machen. Seit Dezember 2016 muss jede Nährwerttabelle auf verpackten Lebensmitteln zwingend Angaben pro 100 Gramm oder 100 Milliliter enthalten. Diese Regelung wurde europaweit durch die Lebensmittel-Informationsverordnung eingeführt, um Verbrauchern einen direkten Vergleich zwischen verschiedenen Produkten zu ermöglichen.

Portionsangaben dagegen sind nur zusätzlich erlaubt und unterliegen weniger strikten Vorgaben. Zwar müssen Hersteller genau quantifizieren, welche Portion sie meinen, und angeben, wie viele Portionen in einer Verpackung enthalten sind – doch bei der Festlegung der Portionsgröße selbst haben sie erhebliche Spielräume. Ein bundesweiter Marktcheck deckte gravierende Unterschiede auf: Bei Keksen variierten die Portionsangaben zwischen 5 und 44 Gramm, während bei Knabberartikeln eine größere Einheitlichkeit bestand.

Diese Freiheit wird häufig genutzt, um Produkte gesünder erscheinen zu lassen, als sie tatsächlich sind. Kleinere Portionsgrößen führen automatisch zu niedrigeren Zahlen bei Kalorien, Zucker und anderen kritischen Nährstoffen. Für Verbraucher, die sich schnell orientieren wollen, entsteht dadurch ein verzerrtes Bild. Besonders problematisch wird es bei Kinderlebensmitteln: Die Portionsangaben beziehen sich oft auf Referenzwerte für Erwachsene mit einem Tagesbedarf von 2000 Kilokalorien, während Kinder einen deutlich niedrigeren Bedarf haben. Dies lässt die Nährwerte prozentual günstiger erscheinen und suggeriert ein gesünderes Image, obwohl die prozentuale Nährstoffbelastung für Kinder tatsächlich höher ausfällt.

Praktische Fallen im Alltag: Wann die Zuckerfalle zuschnappt

Die Unterschätzung der tatsächlichen Zuckermenge durch unrealistische Portionsangaben hat konkrete Auswirkungen auf die Ernährung von Kindern. Der schnelle Snack zwischendurch ist ein typisches Beispiel: Kinder bekommen eine kleine Schüssel mit süßem Mais als Zwischenmahlzeit. Was als gesunde Alternative zu Süßigkeiten gedacht ist, liefert aber durch die großzügig bemessene Portion mehr Zucker als erwartet. Bei der Beilage zum Mittagessen orientiert sich die Menge nicht an der Mini-Portion auf der Packung, sondern an dem, was das Kind satt macht und gerne isst. In Salaten und Mischgerichten wie Nudelsalaten, Wraps oder als Pizzabelag summieren sich die Mengen, ohne dass dies bewusst wahrgenommen wird.

In all diesen Fällen entsteht eine Diskrepanz zwischen der wahrgenommenen und der tatsächlichen Zuckeraufnahme. Diese Lücke kann über Wochen und Monate zu einer dauerhaft erhöhten Zuckerzufuhr führen, die langfristig die Gesundheit beeinträchtigen kann. Gerade bei Lebensmitteln, die als gesund gelten, wiegen sich Eltern in falscher Sicherheit und kontrollieren die Mengen weniger streng als bei offensichtlichen Süßigkeiten.

So durchschauen Eltern die Portionsfalle

Um sich nicht von unrealistischen Portionsangaben in die Irre führen zu lassen, hilft nur eines: selbst rechnen und die eigene Wahrnehmung schulen. Immer auf die 100-Gramm-Angabe zu schauen ist die wichtigste Regel. Jede Nährwerttabelle muss seit 2016 gesetzlich verpflichtend Angaben pro 100 Gramm enthalten. Diese sind vergleichbar und zeigen die tatsächliche Nährstoffdichte des Produkts. Sie ermöglichen einen direkten Vergleich zwischen verschiedenen Marken und Produkten, ohne sich von geschickt gewählten Portionsgrößen täuschen zu lassen.

Portionsgrößen realistisch einzuschätzen erfordert anfangs etwas Aufwand, zahlt sich aber aus. Eine Küchenwaage schafft Klarheit darüber, wie viel tatsächlich auf dem Teller landet. Nach einigen Messungen entwickelt sich ein Gefühl für realistische Mengen. Verbraucherstudien zeigen, dass die meisten Menschen deutlich mehr essen als die auf der Packung angegebene Portion. Wer einmal bewusst abwiegt, erlebt oft eine Überraschung.

Die Gesamtverpackung im Blick zu behalten lohnt sich besonders bei kleinen Dosen oder Packungen, die oft komplett verzehrt werden. Dann hilft es, die Gesamtnährwerte der Packung zu betrachten, nicht nur die Angabe pro Portion. Bei Produkten, die speziell für Kinder beworben werden, ist besondere Vorsicht geboten. Hier sind die Portionsangaben oft besonders optimistisch gewählt, und die Referenzwerte für Erwachsene verzerren das Bild zusätzlich.

Was sich ändern müsste: Der Blick nach vorn

Verbraucherorganisationen fordern seit Jahren einheitliche und realistische Standards für Portionsgrößen. Ihre Marktchecks haben wiederholt gezeigt, dass Hersteller die Freiheiten bei Portionsangaben strategisch nutzen, um Produkte günstiger darzustellen. Andere Länder haben bereits Regelungen eingeführt, die Hersteller zu transparenteren Angaben verpflichten. Auch die Einführung erweiterter Nährwertkennzeichnungen auf der Vorderseite von Verpackungen könnte die Orientierung erleichtern.

Bis solche Regelungen flächendeckend greifen, bleibt Eltern nur die Möglichkeit, sich selbst zu informieren und die Angaben kritisch zu hinterfragen. Der Aufwand lohnt sich: Wer die tatsächliche Zucker- und Nährstoffaufnahme seiner Kinder im Blick hat, kann bewusstere Entscheidungen treffen und die Ernährung gesünder gestalten. Süßer Mais bleibt durchaus eine sinnvolle Lebensmittelwahl – sofern die Mengen stimmen und Eltern nicht durch unrealistische Portionsangaben über den tatsächlichen Zuckergehalt getäuscht werden. Die gesetzlich verpflichtende 100-Gramm-Angabe bietet eine verlässliche Orientierung. Aufklärung und kritisches Hinschauen sind der Schlüssel zu einer gesunden Kinderernährung, die nicht von Marketingtricks bestimmt wird.

Wie viel Mais landet wirklich auf dem Kinderteller?
Weniger als 100 Gramm
Etwa 100 bis 150 Gramm
Mehr als 150 Gramm
Ich wiege nie ab
Kenne die Portionsgröße nicht

Schreibe einen Kommentar